Fünf Vietnamesen lernen in Koblenz Altenpflege
Fachkräfte Aus einer Initiative des Koblenzer Vereins Friedenskinder wird nun eine Art Pilotprojekt
Von unserer Redakteurin Doris Schneider
M Koblenz. Mitte des Monats werden fünf junge Vietnamesen in Koblenz eintreffen. Das ist an sich noch nichts Besonderes. Doch wie es kommt, dass sie kommen, ist schon etwas Besonderes. Und das Ziel erst recht.
Durch vielfältige humanitäre Hilfen des Koblenzer Vereins Friedenskinder in Vietnam ist die dortige Regierung auf Ba Hai Nguyen und Bernd Wangelin von den Friedenskindern aufmerksam geworden und hat ein Ausbildungsprojekt angestoßen. Nguyen, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt, engagiert sich bisher mit dem Verein vor allem für herzkranke Kinder, deren Eltern die lebensnotwendige Operation nicht zahlen können. Und er verfolgt die Entwicklung in seinem Ursprungsland ganz genau, in dem viele Menschen unter 25 Jahre leben. 1,6 Millionen junge Leute verlassen jedes Jahr die Schulen, nur etwa 1,1 Millionen können dort ausgebildet werden, berichtet der Koblenzer Bernd Wangelin.
Für Wangelin und Nguyen ist dieses Thema Neuland: Bisher helfen die Koblenzer Friedenskinder weltweit in vielen Ländern vor allem Kindern in Not. Nun aber geht es um junge Erwachsene. Aus verschiedenen Gründen aber klingt die Idee spannend: In Vietnam gibt es viele, auch medizinisch vorgebildete oder ausgebildete junge Menschen, die keinen Job finden. In Deutschland fehlen zunehmend vor allem in der Altenpflege Arbeitskräfte. Und in Vietnam gibt es ein großes Interesse daran, dass junge Leute Altenpflege nach deutschem Vorbild kennenlernen.
Fast drei Jahre Vorarbeit werden vergangen sein, wenn Mitte des Monats nun die fünf jungen Vietnamesen nach Koblenz kommen. Nachdem sich herausstellte, dass das ehrgeizige Projekt für die Koblenzer allein zu groß ist, arbeitet man nun eng mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zusammen. Die Bewerber werden in drei Altenpflegeeinrichtungen in Koblenz und Vallendar Ausbildungen zu Altenpflegern machen. Einen Sprachkurs in Hanoi haben sie bereits hinter sich, werden aber auch weiterhin Deutsch lernen und in Koblenz auch von Ba Hai Nguyen, Bernd Wangelin und deren Familien ein bisschen betreut. Und sie kommen, um zu bleiben. „Wir gehen davon aus, dass die meisten hier in Koblenz neu anfangen wollen“, sagt Wangelin. Wer zurück will, wird aber auch dort dann sicher gute Aussichten haben, weiterzuarbeiten.
Das Projekt soll ausgeweitet werden. Schon jetzt signalisieren die Altenpflegeeinrichtungen, dass sie immer größere Probleme auf sich zukommen sehen, freie Stellen zu besetzen. Und die Zahl der Stellen wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten enorm erhöhen.
Wie sehr das Problem schon wahrgenommen wird, sieht man daran: Die Einrichtungen, bei denen die fünf jungen Vietnamesen ihre Ausbildung beginnen, haben jeweils rund 4500 Euro für deren Deutschkurs, Visa, Flug und anderes bezahlt.
RZ Koblenz und Region vom Samstag, 6. September 2014, Seite 15 (0 Views)