1000 Euro, und ein Baby kann leben
Koblenzer Verein Friedenskinder finanziert Herz-OP in Vietnam. Von unserer Redakteurin Doris Schneider.
Ba Hai Nguyen und Hartmut Hoefs vom Koblenzer Verein Friedenskinder sind gerade aus Vietnam zurückgekommen. Hier haben sie sich selbst ein Bild gemacht von dem, was mit den Spenden des Vereins passiert: In einer Klinik in Hue werden Babys am Herzen operiert, die sonst kaum eine Überlebenschance haben. Vor allem in Nordvietnam sind viele Kinder krank, weil ihre Eltern durch das im Vietnam-Krieg von den USA genutzte chemische Entlaubungsmittel Agent Orange geschädigt sind. Die Substanz ist in Boden und Grundwasser eingedrungen und verändert das Erbgut.
Der Besuch der Koblenzer hatte gleich drei Gründe:
1 „Wir machen uns regelmäßig ein Bild, wie es läuft mit den Operationen“, erklärt der Koblenzer Hartmut Hoefs. Gut läuft es, ist die Antwort, die die beiden nun geben können. Die Kinder werden in der Klinik gut betreut. Operiert werden im Auftrag des Vereins nur Mädchen und Jungen, deren Eltern zu arm sind, um die Operation selbst zu bezahlen. Da es in Vietnam keine Pflichtkrankenversicherung gibt, sind es vor allem Tagelöhner, deren Kinder kaum eine Chance auf eine Behandlung haben. Seit 2008 laufen die Operationen, und in diesem Jahr stehen dank einer Erbschaft viele Behandlungen an. Wenn alles gut läuft, kann Ende des Jahres die Zahl 500 erreicht sein: 500 Kinder in Vietnam haben eine Chance auf ein normales Leben, weil Menschen, die hier leben, ihr Schicksal nicht egal ist. Wie zum Beispiel den Kindern an der Grundschule Moselweiß, denen Hartmut Hoefs das Projekt vorgestellt hatte. Sie initiierten daraufhin einen Spendenlauf und brachten sensationelle 11 000 Euro zusammen.
2 Ba Hai Nguyen und Hartmut Hoefs haben in Vietnam nun eine junge Medizinerin gefunden, die eng mit dem Verein zusammenarbeiten wird. Sie wird die Familien aussuchen, deren Kinder operiert werden können, wird ihnen bei Formalitäten helfen und das Projekt dokumentieren.
3 Der Verein will – auf Wunsch vieler Spender – künftig auch Patenschaften anbieten, die ebenfalls von dieser jungen Frau betreut werden. 25 Euro im Monat sollen die Paten geben. Für eine Tagelöhner-Familie, die sonst vielleicht nur 30 oder 40 Euro im Monat zur Verfügung hat, ist das viel Geld. Nguyen und Hoefs haben eine Familie besucht, die in das Projekt aufgenommen werden soll. Die Familie wohnt in einem kleinen Haus, die alte Großmutter kann nicht mehr arbeiten. Die Mutter ist vor allem mit der Pflege des 13-jährigen behinderten Sohnes beschäftigt, der nur auf dem Boden hockt und Laute von sich gibt. Der vierjährige Sohn ist gesund, ebenso wie das Baby jetzt – nach seiner durch die Friedenskinder finanzierten Herz-Operation. Familien wie dieser, die dem Verein schon aus dem Herz-Projekt bekannt sind, soll weiterhin geholfen werden. „Manche Menschen sagen, es sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt Hartmut Hoefs. „Aber für die Familien, denen geholfen wird, ist es ein Wasserfall.“
Von dem Besuch und den Projekten berichtet der ehemalige Leiter einer Grundschule im Westerwald gern an Grundschulen. Für diese Zielgruppe hat der Verein auch ein Mitmachbuch entwickelt, in dem Kinder aus Vietnam sich und ihre Welt erklären.
Wer Kontakt zu Hartmut Hoefs aufnehmen will, erreicht ihn per E-Mail an hoefs-hartmut@web.de oder unter Tel. 0170/875 68 99.
RZ Koblenz und Region vom Samstag, 11. März 2017, Seite 13 (0 Views)