Die Corona-Pandemie wirkt auch in unseren Projekten
Die Corona-Pandemie hat unser Leben in den letzten Wochen in weiten Teilen lahmgelegt.
Wie ergeht es Menschen, die in Ländern leben, die nicht über ein gut ausgebautes Gesundheitssystem verfügen? Der in Koblenz und Bonn ansässige Kinderhilfsverein „Friedenskinder“ unterstützt Projekte in Afrika und Asien.
In der Schule, die die Friedenskinder in Mahey in der Provinz Punjab nahe der Grenze zu Kashmir betreiben, wird die Stille nur durch das Rattern der Nähmaschinen unterbrochen. Wo sonst 133 Kinder armer Familien aus dem Ort und zwei umliegenden Dörfern Rechnen, Schreiben, Englisch, Sachkunde und Handarbeiten lernen, werden Schutzmasken genäht.
Seit dem 16. März ist die Schule aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Frühestens am 31. Mai soll hier der Unterricht wieder beginnen. Vor einigen Tagen hat die Regierung vor einer Infektionswelle gewarnt, deren Scheitel den Landstrich Mitte Mai erreichen könnte. Bis jetzt haben Lehrerinnen und Freiwillige hier bereits mehr als 11.000 Schutzmasken genäht. und Desinfektionsmittel beschafft. Weit und breit gibt es keine andere Organisation, die sich mit der Corona-Vorsorge beschäftigt. Sogar das örtliche Polizeirevier und die Mitarbeiter des Energieversorgers wurden von der Schule mit Masken und Desinfektionsmitteln ausgestattet.
Mit Gartenspritzen auf dem Rücken ziehen Mitarbeiter durch die Ortschaften und reinigen öffentliche Plätze. Bisher scheinen die Maßnahmen zu wirken. Aus Mahey und den umliegenden Ortschaften wurden noch keine Infektionen gemeldet.
Dies ist nicht nur auf die Vorsorge der Schulmitarbeiter zurückzuführen, die zehn Stunden am Tag dafür arbeiten, die Infektionswelle fernzuhalten.Tests finden in der Region, die weit entfernt von größeren Städten liegt, kaum statt. Sogar der Rettungsdienst aus Gujrat fährt nur ins 16 Kilometer entfernte Jallal Pur Jttan, von hier sind es noch 16 Kilometer auf unbefestigten Strassen bis nach Mahey.
Deshalb hat der örtliche Projektleiter Arif Minhas in der Schule Quarantäneräume eingerichtet, die bisher zum Glück noch nicht zum Einsatz kamen, obwohl die Krankheit immer näher rückt. „Aus der Umgebung wurde mir von 6-7 Infektionen berichtet“, erzählt uns Arif.
Das derzeit größte Problem ist, dass der überwiegende Teil der ohnehin armen Bevölkerung von einem Tag auf den anderen sein Einkommen verloren hat. Viele waren als Tagelöhner in der Landwirtschaft oder den umliegenden Ziegeleien beschäftigt und hatten nur ein geringes Einkommen, das kaum ausreichte, die Familie zu versorgen. Ein Sozialsystem gibt es nicht. „Hier droht in den nächsten Wochen eine Hungersnot“, befürchtet Arif. Nach seiner Kalkulation benötigt eine fünfköpfige Familie rund 80 Euro, um einen Monat lang zu überleben.
„Wir dürfen die Kinder und ihre Familien in unseren Projekten in dieser schweren Zeit nicht im Stich lassen. Die Bewältigung der Folgen der Coronakrise in unseren Projekten stellt uns vor neue Herausforderungen. Wir arbeiten zur Zeit an einem Konzept, wie wir damit umgehen können“, erklären der Erste Vorsitzende Bernd Wangelin und Pakistan-Projektleiter Thomas Frey.
PS: In den Schulprojekten in Nakuru/Kenia und Rutabo/Ruanda gibt es ähnliche Probleme, daran arbeiten die Kenia-Projekteiterin Petra Schmidt-Sauer und Ruanda-Projektleiter Christoph Fischer. Die tägliche kostenlose Schulspeisung fehlt den Kindern sehr. Wir hoffen, dass unsere Projektleiter vor Ort eine Lösung mit den Behörden finden werden. Gerne würden wir ein Mittagessen für die Kinder anbieten, das an der Schule abgeholt werden kann, die Einhaltung der Abstandsregel wäre kein Problem. Wir hoffen auf eine gute Lösung für die Kinder in unseren Schulprojekten.