Besuch in Pakistan
Der Empfang in Mahey in der Provinz Punjab/Pakistan hätte überwältigender nicht sein können: alle Lehrkräfte, einige der 89 Vor- und Grundschüler und ein paar Nähschülerinnen empfingen uns mit Blumen, einem Banner und Spalier stehend in den Abendstunden des 02. Januar an der Friedenskinder-Schule – und das, obwohl längst für alle Feierabend und wohlverdientes Wochenende gewesen wäre. Doch der Besuch der kleinen und ersten Delegation des Friedenskinder-Vereins aus Deutschland bedeutete den Menschen in diesem Ort viel, haben doch viele von ihnen noch nie einen Menschen aus Europa persönlich zu Gesicht bekommen. Und allen ist bewusst, woher die Unterstützung für die Schule stammt, entsprechend groß war auch die entgegengebrachte Dankbarkeit.
Im Vordergrund der Reise stand, ein genaues Bild von dem Projekt, der Umgebung und weiterer nötiger Hilfsmaßnahmen zu bekommen. So haben wir nicht nur die von Friedenskinder e.V. finanzierte Schule gründlich inspiziert, sondern auch zum Vergleich eine staatliche Grundschule, die in Pakistan mit der 5. Klasse endet, eine Highschool, die in der Vergangenheit von Friedenskinder e.V. Unterstützung erhielt, und eine Ziegelei in der unmittelbaren Umgebung näher angeschaut. Auch der Besuch eines Dialysezentrums in Bhimbar in der Region Asad Kaschmir, welches von vielen ehrenamtlichen Pakistanis geleitet und unterstützt wird, stand auf dem Programm und beeindruckte uns sehr.
Bereits zur Morgenversammlung, bei der aus dem Koran vorgebetet wird, die Nationalhymne gesungen wird und Ankündigungen gemacht werden, trugen alle Kinder stolz ihre vom Verein gekauften rot-blauen Jacken mit Kapuze. Morgens ist es im Winter noch kühl und auch in den Klassenräumen, die nicht beheizt sind, wurden diese Jacken permanent getragen. Somit erfüllen sie einerseits ihre Funktion als wärmendes Kleidungsstück und andererseits dienen sie als Ausdruck der Zugehörigkeit zur Friedenskinder-Schulgemeinschaft. Ganz sicher werden die Turnschuhe, die während unseres Aufenthalts ausgesucht wurden, ebenso häufig und stolz von den Grundschülern genutzt, damit sie sich auch während der Schulzeit sportlich betätigen können.
Mittags erhalten die Kinder in der Schule ein gesundes, warmes Essen oder Obst. Einmal im Monat wird Geld aus der Klassenkasse beigesteuert, um den Kindern ein Fleischgericht zu ermöglichen. Bisher reicht die Schule von der Vorschule bis zur 3. Klasse. Räumlichkeiten sind jedoch für das ab April beginnende neue Schuljahr nicht mehr ausreichend vorhanden. Arif Minhas, der pakistanische Projektleiter, will ermöglichen, dass auch Schulklassen im ehemaligen Gästehaus seines Anwesens untergebracht werden können. Hier stehen jedoch noch einige Renovierungsarbeiten aus, bevor dieser Plan in die Tat umgesetzt werden kann.
Außerhalb der Schule sind eigens für unseren Besuch zwei Cricket-Jugendmannschaften gegeneinander zum Spiel angetreten, und die Schüler haben die Heimatmannschaft mit großer Begeisterung unterstützt. Auch wir durften einige Male unser Glück bei diesem in Deutschland nicht so weit verbreiteten Spiel probieren. Außerdem haben uns die Kinder des Dorfes einen Abend lang mit Fußball, Basketball und sonstigen Spielen zum Schwitzen gebracht.
Das Nähschulprojekt kann sich wirklich sehen lassen, ermöglicht es doch den jungen Frauen, sich nach erfolgreichem Abschluss ein wenig Geld hinzuzuverdienen, was für Frauen in Pakistan nicht immer leicht ist. Neben der Schuluniform für die Vor- und Grundschüler werden von den Nähschülerinnen die verschiedensten Kleidungsstücke genäht bzw. bestickt, die sie uns nicht ohne Stolz präsentiert haben. Sichtlich gerührt waren ca. 30 Nähschülerinnen, die Anfang Januar in einer feierlichen Zeremonie ihre Diplome verliehen bekommen haben.
Obwohl wir viele positive Eindrücke mit nach Deutschland nehmen konnten, so hing dennoch auch das Gefühl lange nach, nur einen kleinen Unterschied machen zu können. Den vielen Familien, die häufig ein Leben lang sogenannte Leibeigene der Ziegeleibesitzer sind und über deren Verkauf an eine andere Ziegelei die Besitzer und nicht die Familien selbst entscheiden, die aufgrund ihrer Lebenssituation resigniert sind, können auch wir nur schwer helfen, aus diesem Teufelskreis der Abhängigkeit zu entkommen. Im Osten Pakistans leben sehr viele Flüchtlinge aus Wasiristan an der Grenze zu Afghanistan. Mit einigen konnten wir sprechen, sahen, unter welchen Bedingungen sie leben, und waren einerseits enttäuscht, für sie bei unserem Aufenthalt nicht viel ausrichten zu können, waren aber dennoch von ihrer Neugier und ihrer Lebensfreude, die der anfänglichen Skepsis folgten, zutiefst beeindruckt. Auch macht uns Hoffnung, dass viele Einheimische sich für die schlechter gestellten Menschen in der pakistanischen Gesellschaft einsetzen. Und somit blickt auch der Verein Friedenskinder e.V. hoffnungsvoll in die Zukunft, um für die Menschen und insbesondere die Kinder in Pakistan weitere kleine Veränderungen für ein besseres Leben in Pakistan zu ermöglichen. Für die vor Weihnachten eingegangenen Spenden möchten wir uns bei Ihnen, liebe Leser, von ganzem Herzen bedanken!
Fotos: Thomas Frey
Text: Carmen Hagedorn