Koblenzer Kuscheltiere machen Kinder glücklich
Lehrer und Schulleiter Hartmut Hoefs hilft mit seinem Projekt bei der Finanzierung von Herzoperationen für Nachwuchs in Vietnam
Koblenz. In vielen spärlich möblierten Hütten in Vietnam, in denen ganze Familien auf zehn Quadratmetern wohnen, gibt es jetzt Kuscheltiere und Regenjacken aus Koblenz. Denn wann immer der ehemalige Lehrer und Schulleiter Hartmut Hoefs in Schulen über sein Herzensprojekt, die Finanzierung von Herzoperationen für Kinder in Vietnam spricht, bittet er die Koblenzer Kinder, gut erhaltene Regenjacken und Kuscheltiere mitzubringen.
Die Geschenke hat Hoefs im Frühjahr bei seinem jüngsten Besuch in Vietnam mitgenommen – und damit viele Kinder glücklich gemacht. Noch viel glücklicher aber sind die Familien natürlich über die große finanzielle Hilfe aus Deutschland: Seit mehr als zehn Jahren finanziert der Verein Friedenskinder Herzoperationen für Kinder – und auch Erwachsene. Noch immer erkranken Tausende Kinder im Jahr neu. Denn Boden und Grundwasser sind bis heute von dem Entlaubungsmittel Agent Orange geschädigt, ihre Eltern sind selbst krank oder deren Erbgut ist geschädigt.
Seit mehr als zehn Jahren unterstützt der Koblenzer Verein Familien in Vietnam, berichten der Vereinsvorsitzende Bernd Wangelin und Hartmut Hoefs im Gespräch mit der RZ. Denn vor allem die Kinder aus armen Familien haben sonst meist extreme körperliche Probleme, viele sind zum Tod verurteilt. Lief die Hilfe in den ersten Jahren vor allem über eine Gruppe von Nonnen ab, so hat der Verein jetzt durch 1001 Zufälle eine junge Frau gefunden, die die Unterstützung organisiert: Thuan Huong geht in die Klinik in Hue, wo Familien ihre Kinder untersuchen lassen, und nimmt dort in den langen Warteschlangen Kontakt auf. Viele Kranke, die unbedingt operiert werden müssen, werden von der Klinik abgelehnt, weil sie nicht genügend Geld haben, um die Operation zu finanzieren. Denn eine Krankenversicherung wie bei uns gibt es nicht in Vietnam. Doch in vielen Fällen kann der Verein einspringen.
Viele Familien haben Hartmut Hoefs und Thuan Huong jetzt besucht, um sich ein Bild zu machen, wie es den Kindern geht – und in vielen Fällen konnten sie äußerst froh und zufrieden die Hütte verlassen. Da ist zum Beispiel der zwölfjährige Duong, der zwar noch schwach ist, aber nach Kräften für die Schule arbeitet, weil er später selbst Arzt werden will. Sein Vater ist weg, seine Mutter versucht, mit Gelegenheitsjobs die kleine Familie einschließlich der 88-jährigen Oma über Wasser zu halten. Duong ist häufig noch recht schwach. Die Koblenzer lassen etwas Geld und ein bisschen Milchpulver da, damit er sich stärken kann. Und Kuscheltiere. Ein Foto von Duong mit dem Spielzeug nimmt Hoefs mit nach Deutschland, gibt es an der Schule ab, von der das Kuscheltier kam.
Nicht ganz so gut sieht es bei Ban Han aus: Der Einjährige hat einen Herzschrittmacher bekommen, doch er muss noch mal ins Krankenhaus: Sein Bauch ist hart wie Stein. Die Familie kommt aber jetzt allein klar, nur Kuscheltiere und gute Wünsche lassen die Koblenzer zurück.
So viele Schicksale konnten sie verändern, verändern sie noch immer, indem sie nötige Nachuntersuchungen oder ähnliches finanzieren. Und auch über die medizinische Hilfe hinaus helfen die Koblenzer Familien in Vietnam: Sie haben persönliche Patenschaften übernommen, mit denen zunächst für ein Jahr die Familie unterstützt wird.
Da ist beispielsweise ein zwölfjähriges Mädchen, das mit zwei Schwestern bei der Großmutter lebt. Der Vater ist schon lange weg, und auch die Mutter hat ihre Töchter verlassen. Die Oma sammelt Müll an der Straße, die Zwölfjährige sortiert ihn nach Verwertbarem. Zur Schule gehen wie ihre Schwestern kann sie nicht, da sie an epileptischen Anfällen leidet. Hartmut Hoefs und Thuan Huong wollen versuchen, eine Patenschaft anzubahnen.
„Wir können nicht die Welt retten“, sagt Hartmut Hoefs nachdenklich. „Aber wir können Gutes tun.“ Das sagt er auch immer, wenn er in Diskussionen vorgehalten bekommt, dass auch das, was der Verein in Vietnam leistet, letztlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein wäre. „Ja“, sagt er dann. „Aber nicht für die eine Familie. Für die ist es ein Wasserfall.“
Mehr Infos zum Verein, der am Dienstag, 25. Juni, 19 Uhr,im Caritashaus St.-Elisabeth in Arenberg seine Mitgliederversammlung hat, gibt es im Internet unter der Adresse www.friedenskinder.de
RZ Koblenz und Region vom Samstag, 22. Juni 2019, Seite 15 (0 Views)